The Tokyo Consultant for Civil Movements: the Administrative Lawyer's Office of Masaki Inaba


Afghanische Fluchtlinge in Japan
landen im Gefangnis
NACHRICHTEN Dienstag, 16. Oktober 2001
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Afghanische Fluchtlinge in Japan landen im Gefangnis

Recht wechselhaft reagiert Japan auf die Not afghanischer Fluchtlinge.
Groszugige Regierungshilfe bekommen die Menschen in den Lagern an der
pakistanischen Grenze. Kurzerhand eingesperrt werden dagegen Afghanen, die in Tokio um Asyl bitten. Nach den Terroranschlagen in den Vereinigten
Staaten sind neun Afghanen von der Einwanderungsbehorde einbestellt und
anschliesend festgenommen worden, obwohl sie bereits regulare Asylantrage gestellt hatten. Ihre Anwalte haben vergeblich gegen die Festnahmen protestiert und werfen der Regierung politisch motivierten Aktionismus in Sachen Terrorbekampfung" vor. Die Behorden berufen sich auf Gesetze gegen "illegale Einwanderung". Daher wird befurchtet, den Fluchtlingen konnte trotz des Kriegs die Abschiebung in ihr Heimatland drohen.

Die Regierung greift sich einfach alle ihr bekannten Afghanen, um den
Japanern ihre Entschlossenheit im Kampf gegen den Terror zu zeigen", sagt der Anwalt Sosuke Seki, der die Asylbewerber vertritt und sie in einer Haftanstalt der Einwanderungsbehorde in Tokio besucht hat. Den Afghanen sind eigenen Angaben zufolge Fragebogen vorgelegt worden mit Fragen wie "Was wissen Sie uber Osama bin Laden?" oder "Was halten Sie von den Taliban?". Doch egal was sie geantwortet hatten, sie seien alle am 3.Oktober festgenommen worden.

Japanische Beamte bestreiten jeden Zusammenhang mit der Terrorbekampfung. Die Afghanen waren ohne Passe und daher illegal in Japan eingereist", sagt Shinya Tanaka von der Einwanderungsbehorde in Tokio. Helfer der Fluchtlinge verweisen jedoch darauf, dass Japans Regierung schon 1997 das umstrittene Inhaftieren von Asylbewerbern eingestellt hatte.

Ironischerweise sind acht der neun Inhaftierten Angehorige der von der
Taliban verfolgten Hazara-Minderheit. Diese Manner haben unter den Taliban gelitten", sagt Seki. Einer der etwa 20- bis 40-jahrigen Manner habe seine Mutter und zwei Bruder durch Gewaltakte der Taliban-Milizen verloren, ein anderer sei gefoltert worden. Alle neun seien bereits im Sommer in Japan angekommen und hatten im Juli oder August ihre Asylantrage gestellt, also lange vor den Terrorakten in den Vereinigten Staaten.

Zudem hat Japan nicht unbedingt ein Problem mit "Fluchtlingsstromen" aus Afghanistan oder anderen Landern. Die meisten Fluchtlinge werden noch in den Hafen oder Flughafen des Inselstaates aufgegriffen und umgehend abgeschoben, bevor sie uberhaupt Asyl beantragen konnten. Auch deshalb war die Statistik der anerkannten Asylbewerber viele Jahre lang sehr konstant. 1994: Ein einziger Fluchtling erhalt in Japan Asyl. 1995: wieder einer. 1996: noch einer. 1997: wieder einer. Nach internationalen Protesten stieg die Zahl der Anerkennungen im Jahr 1999 auf 13. In Deutschland waren es im selben Jahr 4114.

Fursprecher der nun inhaftierten Afghanen argern sich besonders uber die
Scheinheiligkeit der japanischen Regierung. Seit Beginn der Angriffe auf
Afghanistan vergeht kein Tag, an dem Japans Premier Junichiro Koizumi und seine Minister nicht uber "humanitare Hilfe fur afghanische Fluchtlinge reden. Tokio hat sechs Flugzeuge mit Decken und Zelte nach Pakistan geschickt und viele Millionen Dollar an Fluchtlingshilfe versprochen.

Henrik Bork

 


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